Gestern haben wir beschlossen, dass wir wieder einmal ins Zentrum fahren werden. Unser Ziel: zuerst Chowpatty Beach, um den Sonnenuntergang dort zu verbringen und dann Priyadarshini Park, da dort ein Jazz Festival geplant war. Wir dachten uns, dass wir so um 4 von Chembur aufbrechen sollten, um so gegen fünf am Chowpatty Beach zu sein. Es wurde dann leider halb fünf bis wir endlich die Wohnung verließen. Dann gingen wir zuerst noch zu jenem kleinen Handyshop, wo ich meine SIM-Karte gekauft habe, da sie die schon wieder deaktiviert hatten, weil die Original-Bestätigung von Rahul fehlte, welche für eine Anmeldung einer SIM-Karte erforderlich war. Dies erzähle ich euch jedoch ein anderes Mal. Um fünf setzten wir uns also endlich in das Taxi das uns in den Süden bringen sollte. Was wir dabei jedoch ein wenig unterschätzten, war der Traffic Jam. Dies ist jene Zeit, zu der der großteil aller Mumbaikar auf den Weg nach Hause sind. Wir dachten, dies wäre an Samstagen nicht ganz so schlimm, hatten uns jedoch getäuscht. Wir brauchten min. 40 Minuten um an jene Kreuzung zu kommen, zu der man normalerweise 7 Minuten braucht. Dann ging es wieder ein bisschen schneller ehe dann das Ganze wieder von vorne begann. Wieder im Taxi mittendrin, umzingelt von LKW, Bussen und anderen Autos. Die Abgase bekommt man direkt in die Nase gepresst, zwischendurch kommt jedoch Staub hinzu, die Wärme drückt auf das Gemüt und so erlebten wir unseren geplanten Sonnenuntergang am Strand inmitten eines Mega-Staus von Mumbai, der hier jedoch für viele der Alltag bedeutet. Die Laune ließen wir uns jedoch nicht nehmen, der Taxi-Fahrer (ein älterer Parsi-das sind jene mit den traditionellen Turbanen) fragte uns, ob er denn die Musik einschalten solle. Wir stimmten zu und schon dröhnte indische 50er Jahre Musik in unsere Ohren. Des Weiteren, war unser Taxifahrer wirklich ein sehr fröhlicher, versuchte bei jeder Gelegenheit, sich etwas Platz zu verschaffen. Ihm haben wir es dann zu verdanken, dass es plötzlich um einiges schneller ging. Eine dreispurige Piste in Richtung Stadt. Warte, da ist links noch ein bisschen Platz, dachte er sich. So fuhren wir also an der Schlange, halb auf der Straße, halb im angrenzenden Feld mindestens um 100 Meter an den stehenden Autos vorbei vor, ehe wir dann wieder standen. Dann entdeckte er eine kleisne Straße links weg, die inmitten von Slums führte. Es stellte sich heraus, dass es nur ein Weg sein würde, d.h. voll mit Straßenlöchern usw. jedoch war die Fahrt genial. Wir fuhren wirklich inmitten von Slums hindurch, der Anblick ist wirklich ermutigend. Die Menschen, die in diesen Verhältnissen leben, schienen glücklich zu sein. Kinder spielten auf der Straße, ein Mann schleifte ein Metallstück mit seiner Fuß-angetriebenden Schleifmaschine, Verkäufer priesen ihre Produkte auf kleinen Wagen marktähnlich an usw. Nach einem knappen Kilometer quer durch die Slums kamen wir dann wieder auf der gewünschten Route heraus, dies war jedoch eher Zufall, denn ansonsten würden diese Abkürzung noch mehrere im Stau stehende Autos nützen. Nach einer weiteren längeren Fahrt kamen wir dann letztendlich nach über 2 Stunden Fahrt am Chowpatty Beach an. Die Sonne war bereits untergegangen, der Himmel war jedoch noch Orange und die Stimmung war wirklich wunderschön. Vielleicht ist es gerade diese Mischung. Man sitzt ewig im Stau, steigt dann aus dem Taxi aus und hat wieder ein wenig Ruhe.

Der Strand ist kein Strand in unserem Sinne, es ist zwar Sand vorhanden, jedoch wirft man sich nicht in das mehr als verschmutzte Wasser. Viele Leute verbringen ihren Feierabend hier, betrachten die schöne Skyline von Mumbai (man kann sich das wie eine große Mili vorstellen hehe) während Verkäufer versuchen, deren Waren zu verkaufen. Wir jedoch waren hungrig und nahmen deshalb gleich Mumbais „Würstelbudn“ in Angriff. Einziger Unterschied = sie verkaufen keine Würstl. Alle Speisen (Veg. Combination Fried Rice, Veg. Pizza, Bhel, Pani Puri, Paneer Dosa, Kulfi,…) die wir probierten, waren wirklich sehr gut, wobei man an Hygiene evtl. nicht denken sollte. Ganz so schlimm war es dann jedoch auch wieder nicht, denn in viele Küchen (auch in Österreich) haben wir auch keinen Einblick, und möchten wir auch gar nicht haben. Der Hunger war dann wieder mehr als gestillt und somit spazierten wir an dem Strand entlang und plauderten ein bisschen, ehe wir dann zu jenem Park gingen, an dem das Jazz-Festival stattfinden sollte. Blöderweise war uns inzwischen der Namen wieder entgangen, dank Google Maps konnten wir uns jedoch ein wenig orientieren. Per Taxi kamen wir dann schlussendlich an und betraten gleich den Park. Es war inzwischen acht geworden und schon sahen wir eine kleinere Menschenmenge, die sich um 1-2 Musiker gebildet hatte. Wir fragten uns, was diese hier tun würden, müssten denn diese nicht auf der Bühne sein. Jemand erklärte uns, dass die Verantwortlichen keine Genehmigung bekommen hatten und somit das Konzert nicht stattfinden hatte können. Das Amüsante für uns dabei war, dass das Festival nahezu in der ganzen Stadt beworben wurde (denn auch wir wurden per Werbung aufmerksam), die Bühne war aufgestellt, die Anlage bereit, die Musiker extra von Deutschland, USA usw. angereist, jedoch die Genehmigung fehlte. Da sich der Park unmittelbar an der Küste befand, saßen wir uns stattdessen hin und plauderten wieder ein wenig. Es war inzwischen jedoch schon sehr dunkel geworden und wir sahen nicht wirklich viel von Meer und Küste. Um dann doch noch auf die Kosten des langen Trips zu kommen, beschlossen wir, nach Colaba zu fahren (=Touristenviertel mit Gate of India, Taj Mahal Hotel,…). Nach einer kurzen Kutschfahrt auf einer extrem kitschigen Kutsche gingen wir dann ins Leopold-Cafe, wo sie Alkohol ausschenken. Nach mehr als drei Wochen Indien trank ich dann mein erstes Bier hier. Wie ihr sicherlich wisst, wird neben Rindfleisch (bessergesagt generell Fleisch) in der Regel auch kein Alkohol verkauft. Durch die Multi-Kulti Gesellschaft, gibt es jedoch immer wieder Orte, wo auch diese Dinge erhältlich sind. Hindus essen kein Rindfleisch, Vegetarier überhaupt kein Fleisch, während der Jainismus überhaupt Nahrungsmittel verbietet, bei denen irgendwelche Tiere zu Schaden kommen. So z.B. keine Karotten, da sie bei der Ernte Tiere verletzen, dies hat sich in den letzten Jahren jedoch sehr relativiert. Muslime essen bspw. kein Schweinefleisch, Christen hingegen alles. Unterm Strich bleibt, dass jeder etwas anderes erlaubt bzw. verbietet. Alkohol wird in Supermärkten normalerweise nicht verkauft, Rahul hat uns gesagt, dass es dafür bestimmte Auflagen bedarf (nicht in der Nähe zu Schule, religiöse Stätten,…). Wir jedoch genossen unser erstes Bier hier. Herrlich, obwohl das importierte Bier sicherlich genauso gut wäre. Der Preis dafür war übrigens ziemlich hoch (im Vergleich zu anderen indischen Preisen). So kostet ein großes Bier in diesem Cafe 3,70 €. Das hat uns bspw. die ganze Taxifahrt gekostet bzw. können dafür knapp 4 Personen in einem indischen Restaurant essen gehen. Morgen kommen dann Lucia’s Eltern in Indien an. Wie es ihnen hier in Indien so gefällt, erzähle ich euch dann in einen der nächsten Blog-Einträge.