Nach einer weiteren Nacht in einem Standard-Hotel hatten wir dann ein sehr gutes, allerdings fettiges Frühstück :). Wir standen dabei früh auf, da wieder einige Dinge geplant waren. Zuerst gingen wir noch zum Agra Fort, da sich dies am Vortag nicht mehr ausging. Ursprünglich war kein Guide mehr geplant, da uns dieser bereits am Vortag durch den Taj Mahal führte. Am Eingang zum Fort, wie könnte es anders sein, sprachen uns jedoch wieder einige Personen an: „Do you want a guide?“, „You need a guide?“. Wir wollten eigentlich keinen, da diese Leute oft selbsternannte Guides sind, die Qualität kann man sich also ausrechnen. Nichtdestotrotz sprach uns ein älterer Herr an, er dürfte knapp 60 Jahre gewesen sein und wir beschlossen, ihn uns durch das Agra Fort führen zu lassen. Bewundert hat uns, dass er mit seinem Alter noch immer arbeitet, obwohl er sich während des Rundganges ab und zu einfach hinsetzen musste und sich an den Rücken griff, also ganz schmerzfrei war er nicht unterwegs. Diese Arbeit wäre jedoch zu unterstützen, denn einige gehen einfach betteln, andere werden kriminell usw. Die Überraschung war gelungen, er war bisher überhaupt unser bester Guide den wir hatten. Er sprach langsam und überlegt, sein Englisch war hervorragend zu verstehen und nicht mit diesem typischen Akzent wo man nicht weiß, ob man nun Hindi, Urdu, Tamil oder doch Englisch spricht. Seine Ausführungen waren deshalb toll, da er immer eine kleine Geschichte aufbaute, d.h. ein wenig ausholte, sich in die Zeit zurück “erinnerte” und ein Bild kreierte, mit welchem man sich Gründe, Art und Weise des Lebens besser vorstellen/erklären konnte. Das Agra Fort mit seinem Blick auf den Taj Mahal war dabei wirklich sehr beeindruckend. Besonders jene Elemente, die gleichzeitig mehrere Religionen berücksichtigten, erweckten unsere Aufmerksamkeit. Z.B. jenes Foto, wo Lucia an einer symbolischen „Wand“ am Boden sitzt: Das vom Hinduismus und Jainismus verwendete Swastik (ja, das sieht genau wie das Hakenkreuz aus – Hitler hatte dieses Symbol aus der Aryan Philosophie einfach übernommen), der jüdische Stern, der Halbbogen der im Islam verwendet wird, die Lotusblume des Buddhismus, sowie das christliche Kreuz, das oft durch ein drachenförmiges Viereck umrahmt ist, werden alle zusammengefasst in einem Bild wiedergegeben. Akbar der Große hatte es also schon im 16. Jhdt. verstanden, unterschiedliche Religionen zu respektieren/tolerieren bzw. zusammenzuführen, damit hatte er letztendlich auch viele Anhänger, die ihn verehrten. Geschichtliches gäbe es extrem viel zu erzählen, aber 1. kann ich mich gar nicht mehr an alles erinnern und 2. wäre es sowieso zu viel – interessant ist die Vergangenheit Indiens jedoch auf jeden Fall – äußerst interessant sogar. Bemerkenswert ist außerdem, dass der Großteil dieses Forts nun vom indischen Militär verwendet wird – ob sinnvoll oder nicht, kann sich jeder selbst ausmalen.

Nach diesem morgendlichen Rundgang im sehr schönen „Red Fort“ von Agra fuhren wir eine knappe Stunde in Richtung Westen – unser Ziel war Fatehpur Sikri. Dieser nun zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörende Ort ist noch immer sehr klein. Großmogul Akbar zog für eine Weile ebenfalls hierher und erbaute einige Paläste und andere historische Bauten. Der Ort ist auch dafür bekannt, dass viele kinderlose Frauen hierher kommen um sich den Kinderwunsch zu „erbeten“. Denn auch Akbar wurden hier damals mit Hilfe eines Sufi-Schreins drei Söhne vorausgesagt. Bewundernswert sind wieder die unterschiedlichen religiösen und kulturellen Einflüsse die an einem Ort zu finden sind. Türkische, persische sowie chinesische Einflüsse wurden in einzelnen Gebäuden berücksichtigt wie eben die bereits zuvor angesprochene Toleranz und architektonische Berücksichtigung unterschiedlicher Religionen. Da dieser Ort jedoch von sehr vielen Touristen besucht wird, ist er entsprechend daraufhin ausgerichtet. Alles dreht sich ums verkaufen, selbst unser Guide war im Prinzip mehr Verkäufer als Guide. Mögen wir das – Nein! Zuerst mussten wir in ein Rikscha umsteigen, dass uns völlig überteuert zur Anlage brachte. Dann wurde uns angeboten, dass wir Kleidung und ähnliches kaufen könnten, dies in der kleinen Moschee, wo Akbar damals seinen Segen holte, „abgeben“/preisgeben könnten und uns 3 Wünsche freigestellt würden. Diese Kleidung würde dann der Bevölkerung des Ortes zur Verfügung gestellt. Nur dass so ein „Fetzen“ so viel kostet, wussten wir nicht. Was uns dabei extremst gestört hatte, war diese Gewissensfrage. „Es liegt an euch, ob ihr den armen Leuten hier helfen wollt“. Wir erwiderten, dass wir das Geld bzw. die Güter lieber selbst und direkt den Bedürftigen geben. „Das Geld und die Güter sind in sicheren Händen, für manche Touristen sind 20 € nicht viel und den Leuten ist sehr geholfen“. Diese Abzocker schaffen es dann oft mit Gewissensfragen doch noch an Geld zu kommen. Ehrlich, wir fühlten uns nicht ganz wohl, wenn wir diese Dinge hörten. Nachdem wir nichts kauften, hatte uns der Guide gesagt, dass gerade eine „Messe“ stattfindet und dass der kleine Palast für Touristen plötzlich gar nicht geöffnet war und betreten werden konnte, so ein Zufall. Denn kurz zuvor „hatten wir noch Glück, da die Messe gerade zu Ende sei“. Mit dem Rikscha fuhren wir zurück und wurden natürlich nicht direkt beim Parkplatz abgeladen, sondern mussten zuerst noch an einer kleinen Einkaufsstraße vorbei. Die Aufforderung nach „if you like, you can see some souvenirs here“ hatten wir dankend abgelehnt. Natürlich war es das noch nicht und es wurde erwidert mit: „Looking is for free“ usw.. Ich war danach also so richtig angefressen, denn das war eine relativ harmlose Version von dem was wir erlebten und das Traurige dabei ist, dass die Gelder, die mit den Touristen verdient werden, leider nur auf einige „Halb-Reiche“ verteilt sind. Jene Personen, welche wirklich arm sind, arbeiten auf dem Feld, können gar nicht arbeiten usw. und sehen sicher niemals einen Rupie, der anscheinend „gespendet“ werden kann. Schade um das Image, denn die Anlage als solches ist wirklich sehr schön. Wir meldeten diese kleinen Vorfälle unserem Fahrer, der natürlich sehr verwundert darüber war :). Die Guides werden immerhin angemietet, allerdings bekommt auch der Fahrer seine Kommission. Er würde dies jedoch seiner Firma mitteilen…