Heute schliefen wir erst einmal aus, ehe wir dann gegen Mittag losfuhren um die Pyramiden von Teotihuacan zu besuchen. “Glücklicherweise” befanden sich diese genau auf der anderen Seite der Stadt. Trotzdem wollten wir diese wirklich impressionante Anlage besuchen. Gesagt, getan. Wir fuhren also genau in jene Richtung los, in welche uns Gaby beschrieben hatte. Es verging jedoch keine halbe Stunde und schon hatten wir uns verfahren. Wir fragten also 3-4 Personen, wo denn die Straße X ist, wobei wir jeweils in unterschiedliche Richtungen geschickt wurden. Am Ende war jedoch ein Typ so freundlich und fuhr mit seinem Motorrad uns den Weg vor. Wir folgten ihm und kamen endlich auf jene Hauptstraße, welche uns bis ans Ziel führen sollte.

Dann ging es weiter und nach 20 Minuten das nächste Problem. Wir wurden von der Polizei aufgehalten. Der Polizist fragte nach einem Pickerl, welches wir jedoch nicht hatten. Er erfragte jenes Pickerl, welches man seit neuestem in Mexico City braucht. Dies stellt eine Maßnahme dar, um die Umweltprobleme dieser Stadt zu dämmen. Es funktioniert so, dass Autos mit Kennzeichen X nur an Wochenenden fahren dürfen, sofern sie nicht eine Erlaubnis erkaufen (Pickerl). Andere Autos dürfen nur an jenen Tagen fahren, bei denen das Datum eine gerade Zahl ergibt. Das System ist immens kompliziert, keiner versteht es wirklich. Doch eines funktioniert letztendlich, die Leute zahlen. Auch wir versuchten es zuerst mit ewiger Überzeugungsarbeit. Lucia und ich regten uns bei dem Polizisten mächtig auf, dass er das nicht machen kann, denn unsere Freunde (Kati und Michael) würden dabei wirklich einen schlechten Eindruck von Mexico City bekommen. Außerdem sind wir Touristen, woher sollten wir das denn wissen.

Es führte jedoch kein Weg an dem kleinen Polizisten vorbei, er bot uns jedoch an, uns zur Zertifizierungsstelle zu begleiten. Also fuhren wir mit dem kleinen Polizisten in unserem Auto zur nächsten Stelle. Wir redeten über seine Familie, seinen Job, sein Einkommen, seine Freundinnen usw. Bei der Zertifizierungsstelle wurde dann der Verbrauch des Autos, CO2-Ausstoß usw. ermittelt und erfasst. Umso geringer die ermittelten Werte, umso länger ist das Pickerl gültig. Wir bezahlten also 300 Pesos (umgerechnet knapp 15 Euro) und machten uns auf den Weg zurück, wo wir den Polizisten antrafen. Er fragte dann nach einer “mordida”, also nach einem Trinkgeld fürs begleiten. Lucia gab ihm daraufhin 50 Pesos. Danach sagte er, ob sie denn nicht noch 50 Pesos hätte, denn sonst würde sich sein Kollege aufregen und wir müssten eine höhere Strafe bezahlen. Na gut, was will man machen, wir gaben ihm also insgesamt 100 Pesos.

Nachdem wir ankamen, erklärte unser kleiner Polizist seinem Kollegen, wo er denn so lange geblieben war und dass wir ihm auch 50 Pesos dafür gegeben hatten. Sie waren wirklich glücklich. Normalerweise können diese Polizisten gleich eine Strafe von 800 Pesos verlangen, da das Befahren der Stadtstraßen eben ohne Pickerl nicht erlaubt ist, deshalb ließen auch wir uns für das kleinere Übel überreden. Diese “Bestechungsgelder” sind der Alltag hier in Mexiko. Das wissen alle. Allerdings kann ich das durchwegs nachvollziehen, denn diese Polizisten verdienen knapp 75 Euro pro Monat, da stellen die “mordidas” doch einen ordentlich Zusatzverdienst dar. Offiziell verboten, inoffiziell lebt das Geschäft jedoch.

Es war inzwischen jedoch schon schon 3 Uhr nachmittags. Für uns ging es endlich weiter in Richtung Pyramiden und dann angekommen, waren wir schon so hungrig, dass wir ein warmes Essen dem Eintritt in die Anlage vorzogen. Wir aßen also ein nicht allzugut schmeckendes fritiertes Huhn (die Suppe war allerdings ausgezeichnet) und dann fuhren wir ein Stück weiter zum Eingang. Dort wurde uns mittgeteilt, dass die Anlage in einer halben Stunde schließen würde. Nachdem wir jedoch diesen langen Trip hinter uns hatten, beschlossen wir, nützt wohl nichts. Wir bezahlten volles Eintrittsgeld und Parkgebühr, bestiegen die höchste Pyramide (Sonnenpyramide = über 60 Meter und somit die drittgrößte Pyramide weltweit) der Anlage und es begann mächtig zu regnen 🙂

Also ging es dann nach ein paar wenigen Fotos wieder zurück zum Auto und auf den Rückweg. Alles in allem bestand dieser Ausflug deshalb aus “im Auto sitzen und den Stau von Mexico City betrachten”, denn insgesamt verbrachten wir sicher über 6 Stunden im Auto. Trotzdem hatten wir auch unseren Spaß im Auto, vor allem jener Anblick war sehr lustig, als ein Motorradfahrer samt Beifahrer bei strömendem Regen warteten, bis sich die Blech-Kolonne nach grünwerdendem Ampellicht endlich weiter bewegt. Die waren wirklich klatschnass und nicht unbedingt zu beneiden 🙂 Am Abend bestellten wir dann noch chinesisches Essen per Lieferservice und plauderten noch ein wenig über Gott und die Welt.

Am nächsten Morgen hieß es “früh aufstehen”, denn wir hatten den mexikanischen “Six Flags” eingeplant. Naja, bis wir dann endlich wieder aus dem Haus gekommen sind, war es auch schon wieder nach 10 Uhr. Dann suchten wir zuerst jedoch noch ein Frühstück, genauergesagt suchten wir Donuts. Spezielle Donuts. Doch wie konnte es anders sein, wir fanden die Bude nicht, fuhren ungefähr 5 Mal im Kreis,… nach 1 Stunde beließen wir es dann bei einem Subway, ehe es dann endlich Richtung “Six Flags” ging. Für alle, die nicht wissen was ein “Six Flags” ist, es ist eine der bekannteste Kette für Themenparks. Ähnlich dem Europapark nur ein wenig größer bzw. um einige spektakulärere Bahnen reicher probierten wir zuerst die “Wildwasser-Bahn”. Als wir nach 10 Minuten anstehen endlich sahen, wie die Leute aussteigen, wollten wir eigentlich wieder zurück, denn sie verließen alle Klatschnass das Boot.

Nichtdestotrotz stiegen wir ein, stellten jedoch anschließend fest, dass nicht der eigentliche “Fluss” einen nass macht, sondern dass dies die Wasserfälle waren, die von oben auf uns herabstürzten. Wir verbrachten dann den ganzen Tag in diesem Park. Am letzten Tag in Mexico D.F. gingen wir dann noch ins Zentrum. Zuerst besuchten wir die Ruinen von Tenochtitlán, welche bereits von den Azteken als Zentrum galt. Wirklich beeindruckend, wenn man die Geschichte dazu kennt. Auf den Plätzen des Zentrums versuchen einige Fälschungen bzw. gestohlene Güter ihren Besitzer zu wechseln, während andere wiederum geschichtsträchtige Zeremonien abhalten. Für 10 Pesos ließen wir uns dann noch von bößen Geistern “reinigen”. Ein Mann, welcher Maya spricht, reibt dich mit Kräutern ein und labert seine Reinigungsprüche herunter während er dich mit Weihrauch vollbläst. Fazit = Erlebenswert.

Dann fuhren wir alle zusammen nocheinmal auf einen Markt, wo wirklich alles erhältlich ist, denn Kati wollte sich noch eine Tasche kaufen und wir wollten uns noch ein bisschen nach Schnäppchen umsehen. Dieser Markt ist unter Mexikanerinnen gut bekannt, da Leute ausgeraubt werden usw. Ungewöhnlich war außerdem, dass plötzlich 3 weiße Blutsbrüder diesen Markt betraten. Allerdings hatten wir letztendlich das Gefühl, gleich wie jeder andere behandelt zu werden. Nach erfolgreichem Taschenkauf ging es für uns noch ein letztes Mal nach Hause, packten unsere Sachen ehe es dann auf den Rückweg ging. Unser Ziel war das knapp 4 Stunden entfernte “San Luis Potosí”.

Für die Strecke vom Südwesten der Stadt bis zum Nordosten brauchten wir auf der diesmal bevorzugten Autobahn (=Umfahrung der Stadt) knapp eine Stunde. Noch dazu ist diese wirklich teuer. Auf dem Weg nach San Luis durften wir auch erfahren, wie gefährlich Mexiko’s Straßen sein können, denn wir sahen 4 kurz zuvor passierte Umfälle. Einer fuhr anstatt gerade aus in die Leitschiene, ein anderes Auto kam ebenfalls von der Straße ab und 2 Autofahrer versuchten, sich mit einem LKW anzulegen. Zum Glück waren bis auf einen Unfall allesamt auf der Gegenfahrbahn, wir wurden also nicht wirklich unnötig aufgehalten. Die Folgen waren Megastaus (geschätzte 20 km) sowie Frischverletzte, welche wohl schon länger auf das Eintreffen der Einsatzkräfte warteten, immerhin waren schon zahlreiche Schaulustige (geschätzte 150 Personen) vor Ort, wobei wohl das nächstgelegene Spital knapp 1 Stunde von der Unfallstelle entfernt zu sein schien. In San Luis Potosí suchten wir ein Hotel am Stadtrand und gingen noch in den nebenan befindenden “Carl’s Jr.” einen superleckeren Burger essen. Ich habe jetzt schon ein paar Male diese Burger gegessen, diese sind wirklich sehr sehr lecker und absolut nicht mit Burger King oder McDonald’s zu vergleichen. Am nächsten Tag ging es für uns dann noch 3 Stunden weiter Richtung Norden wiederum durch Wüste. Staubtrockene Gegend, verlassene Gebäude, jedoch vereinzelte Verkäufer, die versuchen, die wohl selbstgefangenen Schlangenfelle, erschossenen Adler und weiß ich was für wenige Pesos zu verkaufen. Leute die in dieser Gegend wohnen, scheinen wohl wirklich in absoluter Armut zu leben.

Angekommen in Saltillo hieß es dann noch, Essen, Schlafen sowie Wäsche waschen, denn schon für morgen war der nächste Trip geplant –> Yucatan.