Unsere Laune war für kurze Zeit wirklich nicht gut, denn wir sahen sämtliche Wohnungen, letztendlich kam nur mehr eine für uns in Frage, die Bedingungen und Konditionen passten, wurden jedoch in letzter Sekunde noch einmal zu unseren Ungunsten geändert. Wir fragten uns also: Was nun? Wir entschieden zuerst einmal in einen kleinen Supermarkt zu gehen um Wasser und Snacks zu kaufen und saßen uns dann an den Straßenrand und aßen verzehrten unseren Einkauf. Wir waren wirklich für kurze Zeit ratlos. Toll war jedoch, die Leute zu beobachten. Die vielen Inder mit ihren traditionellen Saris, Hektik und doch Ruhe auf der Strasse… Wir machten uns danach wieder auf den Weg… unser Ziel war ein Internetcafe. Wir wollten weitere Broker finden. Wir fanden welche und kontaktierten diese… das Ganze sah jedoch nicht wirklich gut für uns aus. Wir gingen dann wieder zu unserem Nachbarrestaurant “Amar Cafe” essen, bevor wir sehr müde nach Hause zurückkehrten. Das Essen dort ist wirklich sehr sehr sehr gut. Unglaublich. Als wir mit Rahul das erste Mal das Restaurant betraten, sahen uns die Leute schon sehr komisch an, verwundert, fragend, ratlos, ja sie waren wirklich verblüfft. Wir waren inzwischen schon über 5-6 Mal dort essen, ja wir kennen eigentlich noch gar kein anderes Restaurant, aber warum denn auch, das Essen ist großartig und noch dazu ist es Mega-billig. Wir bezahlen insgesamt für 3 Personen durchschnittlich 3 Euro. Für diesen Preis bekommen wir jedoch 2-3 verschiedene Hauptspeisen mit Roti (verschiedene Fladenbrote), Getränke und Verdauungsgetränk (Buttermilch mit Kümmel, Minze, Koriander,… ). Die Speisen sind leicht scharf, mit vielen unterschiedlichen Gewürzen und (so glaube ich zumindest) gesund.

Nach diesem Essen gingen wir dann nach Hause und konnten die ganze Geschichte immer noch nicht glauben, waren uns jedoch fast sicher, dass der Broker selbst nicht zufrieden sein konnte und er würde wieder anrufen. Dies ist dann wirklich geschehen. Er rief an und sagte, passt, wir nehmen euer Angebot an. Aus 700 Euro Vermittlungsprovision wurden somit 350, aus 770 Euro Miete pro Monat wurde 700 Euro. Diese Miete ist für die Surburbs von Mumbai betrachtet sehr hoch, jedoch leben wir nun wirklich genial. Im Zentrum selbst, so heisst es, kosten sie noch viel mehr, Mumbai besitzt anscheinend die sechsthöchsten Mieten der Welt. Wir wohnen nun in einem Neubau-Hochhaus mit 3 großen Zimmern und jeweiligen Badezimmern Swimming Pool, Fitnessstudio, Sicherheitspersonal, Nähe zur Uni, 24h Klemptner und Elektrikerservice,… Eigentlich haben wir nicht wirklich danach gesucht, waren jedoch der Meinung, dass für 140 Euro mehr das Preis-Leistungs-Verhältnis wesentlich besser wäre. Wir haben etliche Wohnungen gesehen, die meisten waren jedoch direkt am Verkehr und Gestank, 3 kleine Zimmer, Altbauhäuser oder eben wieder nur ein Bad, welches sich 4 Personen teilen müssten. Wir leben hier also nun zu 5., jede/r hat sein eigenes Bad und Zimmer… dies können wir manchmal wohl sehr gebrauchen, denn manchmal braucht man seine Ruhe.

Das einzige „Problem“ bei dieser Wohnung war nur, dass sie semi-möbliert war. Das heißt, Ventilatoren, Badezimmer, Küchenschränke werden bereitgestellt, jedoch keine Betten, Waschmaschine, Kühlschrank und sonstiges. Also hieß es für uns die restlichen Tage: EINKAUFEN! In ganz Mumbai gibt es keinen einzigen Laden wie z.B. Ikea, den wir doch sehr gebrauchen hätten können. Es hieß für uns also, Elektrogeräte in einem Shop, Betten und Tisch in einem anderem Shop, Wohnzimmermöbel wieder in einem anderen usw. Dafür gab es jedoch nicht immer gleich einen erstbesten Platz dafür. Um ein Gefühl zu bekommen, liefen und fuhren wir also quer durch Chembur um möglichst einen guten Preis zu erzielen. Das Witzige für mich war dabei, dass man in einen Laden geht, zuerst einmal mit ihnen über das Angebot und den Preis spricht und wenn das Ganze nicht passt, einfach fragt, wo es denn einen billigeren Platz gibt. Für mich war das Erstaunliche letztendlich, dass sie einem gerne und ohne zu zögern stets Auskunft geben. Sie denken also nicht daran, das eigene Geschäft voranzutreiben, sondern dem Kunden zu helfen, indem man ihn zur Konkurrenz schickt. Wovon sie leben, ist mir noch unklar, eine witzige Erfahrung für mich ist es allemal.

Dann fuhren wir also zum nächsten „Laden“, besser gesagt in eine Slum-ähnliche Einkaufsstraße, in der nur Möbelläden sind. Man kann sich das folgendermaßen vorstellen: Eine Hütte bzw. Haus neben der/m anderen, jeder verkauft sein Repertoire bestehend aus bereits verwendeten Möbel (Gebrauchtmöbel), die jedoch „neu gemacht“ wurden. Wir kauften also in einem Shop die Betten inkl. Matratzen und den Esstisch samt Stühlen zu einem Gesamtpreis von umgerechnet 450 Euro für 5 Personen. Dann wollten wir noch eine Couch. Wir sahen eine schwarze Ledercouch, die uns vom Design her sehr gefiel, fragten also nach dem Preis. Nach ein wenig handeln, kamen wir auf einen Preis von 190 Euro. Es stellte sich schlussendlich heraus, dass dies  jedoch enorm billig sein würde, denn als nächstes konnten wir uns den Stoff aussuchen, der über diese Möbel neu bezogen wird. Und das Ganze wurde dann 1,5 Tage später geliefert. Ich kann’s bis heute nicht fassen, dass das hier um diesen Preis möglich ist. Es ist wie eine komplett neue Couch + 2 Wohnzimmerstühle, welche bei uns neu mindestens 1000 Euro kosten würden… bzw. neu überziehen würde wohl 400 Euro kosten und noch dazu würde man ziemlich sicher 2-3 Wochen warten müssen. Das müsst ihr wirklich gesehen haben, wie gesagt, unvorstellbar für uns. Und obendrein werden wir die gesamten Möbel nach 5 Monaten wieder verkaufen können. Zugesagt wurde uns, dass wir knapp 60 Euro für die Couch wieder bekommen würden… also 130 Euro kostet uns das Ding… ein Witz um ehrlich zu sein. Nur, ob das wohl auch stimmt?