Wie man vielleicht an der Frequenz der Blogeinträge erkennen konnte, hat sich hier mehr und mehr der Alltag eingelebt. Letze Woche hieß es wieder einmal Abschied nehmen, denn der Urlaub von Lucia’s Eltern war zu Ende. Nach einer 10-tägigen „Golden Triangle & Rajasthan“-Tour waren sie noch 2 weitere Nächte hier in Mumbai, ehe sie dann via New York wieder nach Mexiko zurückgekehrt sind. Die vergangene Woche war keine Uni für meine WG-Kollegen, nichtdestotrotz gab es viel zu tun für sie. Ich selbst war inzwischen bei „Life Trust“, das ist eine Non-Profit-Organization hier in Mumbai, und hatte mich schon mal über eine mögliche Zusammenarbeit erkundigt. War ein lockeres Gespräch und ich werde dann ab Februar auch für sie „arbeiten“. Den vergangenen Samstag gab es schon ein Event, das von ihnen aus organisiert wurde, „Joy in the Box“. Über 500 Schulen haben Schulzeug wie Bleistifte, Blöcke usw. gesammelt, welche dann an Kinder aus Slums verteilt wurden. Es war auch die sehr bekannte „Bollywood“-Akteurin Sonam Kapoor mit dabei. Schön dass auch reiche und bekannte Leute Zeit finden, sich auch mit dem Alltag Mumbai’s auseinanderzusetzen. Dass das Ganze am 21. Dezember statt fand, kam nicht von ungefähr. Allerdings darf ich euch auch mitteilen, dass hier gar nichts, aber wirklich gar nichts von Weihnachten zu spüren ist. Vielleicht liegt es am fehlenden Schnee, wobei den gab‘s in Costa Rica auch nicht. Es liegt wohl eher daran, dass das Christentum nur kaum verbreitet ist, und der Gebrauch Weihnachten (noch) kaum verbreitet ist.

Ich habe beim Event einige Fotos gemacht und konnte live mit erleben, wie glücklich die Kinder waren, wie sie strahlten – wenngleich bei den meisten der Alltag sicherlich anders aussieht. Auch der Weihnachtsmann sorgte für Freude. Für mich persönlich war allerdings enttäuschend, was plötzlich passierte, als die Schauspielerin ankam. Viele Fotografen und Kamerateams sorgten gemeinsam mit Sonam Kapoor und ihren Begleitern für viel Unruhe auf der Bühne. Es drehte sich plötzlich alles nur mehr um eine Person, den Kindern war’s eigentlich herzlich egal, wer da gerade gekommen ist. Schade, denn das Fest war ja eigentlich für die Kinder gedacht – wieder eine Erfahrung, wie sehr die Gegensätze hier in Mumbai sein können… Alles in allem trotzdem eine tolle Erfahrung mit dabei gewesen zu sein.

Außerdem waren wir inzwischen wieder auf 2 Konzerten. Eines im „Blue Frog“, wo wir letztes Mal schon waren, und im „Bandra Amphitheatre“, wo zwei britische Bands aufgetreten sind, eine war unter anderem “Mumford & Sons”. Das war wirklich ein sehr schönes Ambiente im Freien unter Palmen, fern von Lärm, Dreck usw. Die gute Musik stimmte uns dann sehr sehr positiv. Ein schöner Abend, den wir dann in einem netten thailändischen Restaurant ausklingen ließen… ach nein, da war noch die Rückfahrt mit dem Rikscha, wo natürlich Gestank nicht fehlen konnte hehe. Aber auch an diesen haben wir uns im Wesentlichen schon gewöhnt. Genau deswegen verwenden wir inzwischen den Zug, wenn wir nur können, denn da ist der Gestank nicht ganz so groß, ein feiner Fahrtwind „kühlt“ den Körper (denn die Motoren der alten Taxis Mumbais lassen die Innentemperatur mindestens um 5-7 Grad steigen, und das bei 28 Grad Außentemperatur) und schneller ist es auch noch. Wir haben inzwischen auch schon sehr viele wirklich leckere Restaurants gefunden, die chindisch (also chinesisch und indisch vermischt), süd- sowie nordindisch genauso gut kochen, wie Pasta oder andere mediteranische Speisen. Der Preis dafür ist für Indien einiges teurer, für uns jedoch mit den Preisen Europas vergleichbar. In der WG geht’s drunter und drüber, dies hauptsächlich aus Gründen der Uni, kulturelle Differenzen in Verhalten, Gewohnheiten, usw. Ganz nach dem Motto: was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker sehnen wir uns nun nach den Weihnachtsferien, in denen wir reisen werden und sich unsere Probleme mit jenen von anderen Personen relativieren werden, die tagtäglich unter freiem Himmel in Straßengräben und auf Gehsteigen “schlafen”, an denen reger Verkehr herrscht bzw. am hellichten Tage jeder hinspuckt usw., sich in den “Flüssen” (fließende Kläranlagen) “waschen” und die weder zu Essen noch Wasser haben. Sie besorgen sich Nahrung aus dem Restmüll, der ebenfalls auf den Straßen gelagert wird, in den Menschen hinein orinieren, spucken und scheißen. Öffentliche Klo’s gibt es genausowenige wie Müllkübel. Viele Menschen leben jedoch davon, genauso wie es die vielen streunenden Hunde auch tun.