Dieses Wochenende war Posh angesagt. Wir mischten uns also ein bisschen unter die Wohlhabenden. Am Samstagabend trafen wir uns mit indischen Freunden hier in Chembur, um dann nach Bandra, ein weiteres Viertel Mumbais zu fahren. Bandra ist dafür bekannt, dass die ganzen Bollywood-Akteure dort wohnen. Man solle es deshalb mit Beverly Hills vergleichen können. Die schnellste Alternative um dorthin zu gelangen ist der Zug. Wir gingen also zur „Govandi Station“, kauften uns ein erste Klasseticket (der Verkäufer fragte Rahul 2 Mal, ob er dies denn wirklich möge) und gingen zum Bahnsteig. Wie ich bereits einmal geschrieben habe, sind diese Bahnhöfe für eine österreichische Alpenluftnase eine Vergewaltigung. Man gewöhnt sich allerdings daran. Wir fuhren dann lässig aus dem Zug hängend knapp eine halbe Stunde in Richtung Süden, dann mussten wir umsteigen und weitere 10 Minuten in Richtung Westen fahren. Die Vorortzüge sind sehr alten, deren Türen stets geöffnet, für Frauen sowie Krebskranke gibt es eigene Abschnitte während erste und zweite Klasse keinen Unterschied darstellen, es lediglich bedeutet, dass sich weniger Leute in der 1. Klasse befinden. Dann ging es noch mit einem Rikscha zum „Olive“, ein sehr nettes Restaurant auch für Celebrities, haben uns die Inder gesagt, was uns eigentlich ziemlich egal war, weil wir die indischen Celebrities sowieso kaum bis garnicht kennen. Das Ambiente war wirklich sehr hübsch, Essen hervorragend. Die Preise sind für Indien sicher fünfmal so hoch als sonst irgendwo, im Vergleich zu österreichischen Preisen jedoch normal.
Lucia und ich hatten einen Vorspeisenteller mit importierten italienischen Wurstwaren und sonstigen vegetarischen Gerichten. Dann gab es eine gefüllte Hühnerbrust, und einen Reis mit Ratatouille. Sehr gut!! Das kostete uns etwas mehr als 30 Euro. Danach gingen wir noch zum Strand, wo uns die indischen Freunde dann das Haus von „Shah Rukh Khan“ (der bekannteste unter allen Schauspielern) präsentierten. Ein nettes größeres Haus direkt vor dem schwarzen, steinigen, verdreckten Strand mit Meersicht. Ist das nicht wunderschön?! Auch Rahul fragte sich, warum diese Leute denn hier wohnen würden? Dann fuhren wir mit dem Rikscha zurück nach Hause. Wir fuhren dabei über 2-3 Brücken… Brücke in Mumbai bedeutet, dass darunter ein “Fluss” ist, oder wer weiß, ob man es doch nicht öffentliche Kläranlage nennen darf. Jedenfalls wussten wir bereits 300 Meter vor der Brücke, dass wir uns einem Fluss näherten. Also mit Luftanhalten war da nichts zu machen, 4-5 dicke obszöne Luftzüge musste unsere Nase und in Folge auch unsere Lunge verkraften. Um noch eine Steigerungsstufe zu finden: normalerweise riecht man während der Fahrt nur Abgase, welche Busse und LKW direkt in die Rikscha pressen, gemischt mit Allgemeinsmog und manchmal verbranntem Plastik. Na gut, ganz so wild ist es auch nicht immer, aber die Fahrten mit den Taxis auf vielbefahrenen Straßen sind mit Sicherheit gesundheitsschädlich. Da wären wir dann schon beim Titel dieses Beitrags. Wir gingen also via Bahnhöfe, wo arme Leute ihr zuhause haben, wie es Hunde auch haben, fuhren mit dem Zug nach Bandra, aus welchen man lässig hinaushängt und während der ganzen Fahrt an vielbewohnten Slums vorbeirauscht bei denen Müll zum Landschaftsbild gehören, öffentliche Klos betrachten kann, jedoch aber auch spielende Kinder sowie kleine Märkte mit fröhlichen Gesichtern sieht um letztendlich in ein „edles“ Restaurant essen zu gehen. Das sind Gegensätze!!
Gestern gingen wir dann noch in einen „Live Music Performance Club“. Dieses Lokal war wirklich impressionant. Es war ein wunderschönes Ambiente, bei welchem man eingeladen wird, einen schönen Abend bei Live-Musik zu verbringen, dies neben Speis & Trank. Wieder herrliches Essen, gutes Bier (die Flasche Wein war mir doch zu teuer) und stilvolle, lyrisch-nachdenkliche Musik. Um nach Hause zu kommen, brauchten wir wieder ein Taxi. Man verlässt das Restaurant, läuft mit Jeans und Hemd an auf dem Gehsteig schlafenden Personen vorbei, während man einen Fischgeruch vom nächstgelegenen Fischmarkt einatmet. Babies sowie kleine Kinder schlafen unter Plastikplanen oder unter freiem Himmel genauso wie sehr alte, zum Teil verkrüppelte Personen. Reich und Arm ist hier nicht in Länder, Städte oder gar Viertel unterteilt, Reich und Arm sind hier zumeist nur durch einen Schritt, einen Meter, wenn überhaupt voneinander „getrennt“. Krasse Gegensätze!