Vor 2 Tagen fuhren wir das erste Mal mit dem Zug, alleine das ist eine eigene Erfahrung. Eine Zugfahrt in Mumbais Vorortzügen. Ich habe ja schon einiges gelesen, bzw. Bilder gesehen, nun durften wir es jedoch selbst probieren. Prinzipiell ist es zu empfehlen, da diese Züge lediglich 20 Minuten anstatt eine ganze Stunde für die gleiche Strecke brauchen. Wir gingen zum Bahnhof „Govandi“ und fuhren lediglich 2 Stationen weit = 20 Minuten. Am Bahnhof ist eine etwas schärfere Brise in der Luft. Es ist dies eine Mischung aus Urin, Achselschweiß, verrottender Biomüll, unreinem Abwasser… also grundsätzlich ist es erwünschenswert, dass die Nase verstopft ist. Nun gut, so schlimm war es auch wieder nicht, jedoch für eine österreichische Nase, die frische Alpenluft gewohnt ist, anders, um es schön zu formulieren. Dann stellt man sich in eine der vielen Schlangen, die sich vor den Schaltern gebildet haben. Jede dieser Schlange beinhaltet ungefähr 40-50 Personen. Nach gekauftem Ticket geht man dann zum betreffenden Bahnsteig. Ähnlich wie in den Slums, die in Mumbai überall zu finden sind, schlafen Personen am Boden, pausieren, betteln oder verkaufen ihre Waren. Nachdem wir dann sahen, dass ein Zug einfährt, bei dem viele Personen aus den Ein- bzw. Ausgängen heraushängen, dachten wir uns: Mensch, das wird ein Spaß. Dass uns die Leute regelrecht anstarren, sind wir inzwischen gewohnt und wissen auch, dass dies aus reiner Neugier passiert. Wir dachten uns, zum Glück fährt dieser Zug ins Zentrum, denn in diese Menschenmenge wollten wir bei der 1. Zugfahrt noch nicht. Etwas später kam dann auch unser Zug eingefahren. Gleiches Bild… die Personen hängen heraus. Ich habe danach jedoch in einem Buch gelesen, dass sie dies deshalb machen, um Frischluft zu schnappen und dies außerdem „cool“ aussehen soll. Naja, sieht schon lässig aus, allerdings ist dies sicherlich nicht ganz ungefährlich. Ebenfalls habe ich in meinem Buch „Kulturschock Mumbai“, das ich von meinem Firmgöte Dieter geschenkt bekommen habe, gelesen, dass pro Jahr in diesen Vorortzügen über 4000 Personen ums Leben kommen. Ursache sind herunterhängende Elektrokabel, die vorzugsweise jene Personen treffen, die es auf dem Zugsdach sitzend versuchten. Weitere Ursachen sind, herausfallen, schnell näherkommende Hindernisse (Strommasten) usw. Wir stiegen dann in ein 2. Klasse Abteil ein und waren dann erstmals erleichtert, denn ganz so voll war er doch nicht. Wir hatten genügend Platz, die Leute starrten uns trotzdem an und die kurze Reise begann. Die Luft darin ist jedoch nicht besser, Sitzplatz so gut wie sicher nicht vorhanden. Diese Züge sind in kleine Abteile (ca. 10-12 m²) unterteilt. Unsere erste Zugreise war also erfolgreich und noch dazu viel günstiger (lediglich 6 Rupies waren dafür zu bezahlen, ein Taxi würde wohl 250 kosten). Rahul und ich haben inzwischen beschlossen, dass wir, um Mumbai wirklich kennen zu lernen, einmal diesen Zug jedoch zur Rush Hour benützen werden, d.h. also zwischen 9-10 Uhr morgens in Richtung Zentrum. Denn dann soll es am meisten Spaß machen, haben wir nachgelesen. Jemand hat ausgerechnet, dass zu diesen Zeiten sich 12 Personen einen einzigen Quadratmeter teilen. Nachdem wir das einmal gemacht haben, werde ich euch dann über die Gefühle und Erlebnisse berichten. Ich glaube eines weiß ich schon jetzt: Das was ein pendelnder Mumbaikar zweimal täglich macht, werden wir nur ein einziges Mal machen.