Am nächsten Morgen um 6 Uhr ging es nach einer weiteren kalten Nacht in Delhi in Richtung Agra. Da der „Taj Mahal“ freitags geschlossen ist (Muslime), hatten wir nur diesen Tag die Gelegenheit, ihn zu besichtigen. Deshalb ging es schon früh auf den Weg. Für die 220 km (Weg von Delhi nach Agra) brauchten wir mehr als 5 Stunden. Es sind nicht unbedingt die schlechten Straßen oder gar Staus, nein, es ist vielmehr das Chaos, das wohl ein schnelleres Fahren nicht mehr erlauben würde, d.h. Menschen und Tiere kreuzen die Straße je nach Gelegenheit (da läuft dann einfach wieder mal eine Kuh über die Straße, dann kommt ein Motorrad aus der entgegengesetzten Richtung, da es weniger kompliziert für ihn ist, dann bleibt wieder ein Auto-Rikscha abrupt stehen, da jemand zu- bzw. aussteigen möchte usw.) Nahezu den ganzen Weg fuhren wir außerdem im Nebel, also viel von der Landschaft hatten wir nicht gesehen. So gegen 10 Uhr fragte uns dann der Fahrer ob wir etwas frühstücken möchten und wir sagten, „Ja eine Pause wäre ganz nett!“. Dann war da noch die Frage ob „Daba“ oder „Restaurant“… d.h. ob Straßenbude oder Touristen-Restaurant. Natürlich waren wir für die Daba, denn 1. sind die Preise hier für Touristen ordentlich teuer, 2. glaube ich nicht, dass es viel sauberer ist und 3. schmeckt das Original-indische Essen viel besser, als das auf Touristen abgestimmte (weniger Gewürze, …) Essen hehe.

Auf dem Weg nach Agra sahen wir einige Tempel, Moscheen usw. Man könnte meinen, einmal in Agra angekommen, dass es sauberer wird, da doch Millionen von Touristen hierher kommen, dies ist jedoch nicht so. Es liegt der Müll genauso auf der Straße, wie die Luft nach Verschmutzung stinkt. Nach dem schnellen Check-In im Hotel gingen wir dann gleich zum Taj Mahal, wo wir dann wieder von einem Guide herumgeführt wurden. Als man das Gelände dieses neuen Weltwunders durch das Main Gate betritt, sieht man dieses pompöse Gebäude aus reinem Marmor, das anno dazumal (17. Jhdt.) Akbar für seine verstorbene Frau (bei der Geburt des 14. Kindes) erbauen ließ. Darin Schriften des Koran sowie Verzierungen aus Farbedelsteinen, die aus aller Welt (Chile, Nepal, Irak, Afghanistan, Sudan,…) importiert wurden. Dabei sehen diese Verzierungen von der Ferne nach Gemälde aus, allerdings sind dies eingemeißelte Steine, d.h. in der weißen Marmorplatte werden zuerst Formen geritzt, dann fein ausgemeißelt während gleichzeitig die gleichen Formen von Steinen zusammengelegt und mit Kleb befestigt werden. Diese Formen werden dann in die weiße Marmorplatte eingelegt, befestigt und anschließend erhitzt sowie abgeschliffen. Eine enorm arbeitsaufwändige Arbeit, welche wir in einer kleinen Demonstration abseits vom Taj Mahal betrachten konnten. Bedenkt man diese Arbeit für den riesigen Taj Mahal, so kann man nachvollziehen, warum es dafür mehr als 20.000 Arbeiter benötigt hatte. Dieses Monument hinterlässt wirklich ein WOW und sieht nach mehr als 350 Jahren nahezu gleich aus (nur eben die Abgase hinterließ wohl seine Spuren – saurer Regen,…). Bemerkenswert ist nun, dass in einem Umkreis von knapp einem Kilometer deshalb nur emissionsfreie Fahrzeuge zugelassen sind – ob das wohl hilft?! Wir verblieben in dem Park um den Taj Mahal sicher mehr als 2 Stunden, genossen den Anblick (sowohl das weiße Monument als auch den grünen Park) und wurden danach noch vom Bruder eines Klassenkollegen Lucias nach Hause eingeladen.

Während die Familienmitglieder einen sehr willkommen heißen und einen beim anschließenden Essen nahezu anstarren, fühlten wir uns sehr sehr wohl. Das Essen war wieder einmal ausgezeichnet, die Gastfreundschaft umwerfend und wir sprachen über Kultur, Bräuche, Zukunft usw. Inzwischen kennen wir die grundsätzliche indische Denkweise, welche wir manchmal sehr schätzen, manchmal hinterfragen, manchmal gar nicht verstehen können und manchmal sehr bewundern. Zum Abschluss gab es dann noch „Chai“, ihr wisst schon, der indische Tee mit Zucker und Milch, der stets und überall getrunken wird und für uns ging es nach einem weiteren langen Tag wieder zurück ins Hotel – Schlafen.

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